.:Auf ein Neues:.
Eine ungewöhnliche Zeit für mich - mitten am Tag. Ich sitze gerade an einem der zwei uralten Schulrechner und versuche, mich nicht allzu sehr über die Tastatur aufzuregen. Wie auch immer, man gewöhnt sich an vieles. Aber darum geht es nicht.
Nächste Woche, am Montag um genauer zu sein, werde ich mal wieder einen neuen Therapieversuch starten. Nicht in einer 'richtigen' Klinik, sondern in einer Tagesklinik. Eigentlich ist es noch nicht mal eine normale Tagesklinik, sondern eher eine ambulante Intensivtherapie. Soll heissen, dass ich täglich in diesem medizinischen Zentrum sein werde, aber nicht länger als durchschnittlich drei Stunden. Was soll ich schon gross darüber erzählen - es gibt eben Gruppen-, Sport-, Ergo- und Einzeltherapie, dazu noch einige Tests und Selbstsicherheitstraining. Nichts besonderes. Oder doch? Was weiss ich. Ich bin ausserstande, irgendwelche Emotionen aufkommen zu lassen deswegen. Warum? Zu häufige Enttäuschung vielleicht, möglicherweise auch die Gewissheit tief im Innern, dass ich die Essstörung so oder so niemals ganz los werden kann. Oder will. Was auch immer. Das Übliche: sie gehört eben zu mir. Ja, eine Ausrede vielleicht. Und wenn nicht? Ist das so wichtig? Ich weiss es nicht. Ich weiss eigentlich gerade gar nichts mehr. Nur, dass in zwanzig Minuten der Unterricht weitergeht. Deutsch. Und dann werde ich wohl das tun, was ich seit ein paar Wochen wieder täglich tue: ab ins nächste Lebensmittelgeschäft [ist ja auch sehr praktisch, wenn man auf dem Weg nach Hause an ungefähr fünf solchen Läden vorbeikommt], Mengen einkaufen, von der drei Familien eine Woche lang leben könnten, zu Hause gemütlich alles verspeisen [und zwischendurch kotzen, weil selbst mein Magen irgendwann voll ist] und mich zum ersten Mal an diesem Tag entspannen. Es ist wirklich so; ich kann nicht mehr anders abschalten. Traurig. Aber was solls? Ich denke nicht weiter darüber nach, jedenfalls diese Woche noch nicht. Und danach? Danach wird ja alles anders, wie immer. Und dabei würde ich so gerne vergessen, dass nichts von alleine anders wird, sondern dass ich es ändern muss.